„Ich wusste nicht, was passiert war. Niemand sagte mir etwas oder schaute mich auch nur an. Ich hatte nur eine große Angst in mir und ein diffuses Gefühl, dass etwas überhaupt nicht stimmte.“
So oder ähnlich beschreiben einige Frauen das Erlebnis ihrer Fehlgeburt. Doch auch ganz anders kann der Umgang damit aussehen, wie das Beispiel einer Mutter zeigt, deren Kind während der Geburt starb:
„Mein Jonas kam nach einer normalen Schwangerschaft tot auf die Welt. Man gab ihn mir sofort und ich hielt ihn noch stundenlang in meinen Armen, gemeinsam mit meinem Mann. Irgendwer riet uns, Fotos zu machen und so haben wir Fotos gemacht. Heute bin ich unglaublich dankbar für diese unmittelbare Unterstützung und den Raum, den ich, den wir bekommen haben.“
Eine Fehlgeburt ist für werdende Mütter und Väter ein einschneidendes und schmerzhaftes Erlebnis. Plötzlich sind alle Vorstellungen und Träume, die mit dem Baby verbunden waren, zunichte. Statt Vorfreude und Zukunftspläne bleiben Trauer, Ohnmacht und Leere zurück.
Doch so belastend dieser Verlust auch ist, mit der richtigen Unterstützung und selbstfürsorglichem Verhalten lässt sich eine Fehlgeburt Schritt für Schritt verarbeiten. Deine Lebendigkeit wird wieder fühlbar.
1. Wie kommt es zu einer Fehlgeburt?
Fehlgeburten können zu verschiedenen Zeitpunkten in der Schwangerschaft auftreten. Oft zeigen sich Blutungen und Schmerzen als erste Anzeichen. Manchmal geschehen sie aber auch einfach so, ohne Vorwarnung. Die Ursachen dafür sind vielfältig und bis heute sehr oft nicht eindeutig feststellbar.
2. Was direkt nach einer Fehlgeburt hilft
Gerade die ersten Stunden und Tage nach dem Verlust beeinflussen, wieviel Du von der Fehlgeburt schon jetzt verarbeiten kannst. Die Kompetenz und das Mitgefühl der Hebamme und des medizinischen Personals sind jetzt gefragt. Das Abschiednehmen vom Baby sollte Dir einfühlsam ermöglicht werden, dabei kann die Unterstützung deines persönlichen Umfelds, deiner Familie jetzt besonders wichtig sein.
3. Die seelische Verarbeitung braucht Zeit
In den Wochen nach einer Fehlgeburt sind Gefühle wie Trauer, Wut oder Hilflosigkeit und vor allem Schuld ganz normal. Gib Dir Zeit, den Verlust zu betrauern und das Erlebte zu verarbeiten. Sprich auch frühzeitig mit Menschen, die Ähnliches erlebt haben, und Experten, die auf dieses Thema spezialisiert sind, wie auch spezielle Vereine oder Selbsthilfegruppen. Suche Menschen, mit denen Du Deine Gefühle und Gedanken teilen kannst, denen Du Dich zumuten kannst.
4. Austausch mit anderen Betroffenen suchen
Der Kontakt zu Frauen, die Deine Erfahrung teilen, so oder der Deinen ähnlich, kann Dich trösten und ermutigen. Informiere Dich über mögliche Anlaufstellen und tausche Dich aus. Du brauchst mit Deinem Erlebnis nicht allein sein.
5. Körperlich langsam regenerieren
Neben der seelischen Regeneration ist es wichtig, dass Du auch Deinem Körper nun Zeit zur Erholung gibst. Viel Ruhe, leichte Bewegung an der frischen Luft und eine gute Ernährung unterstützen Deinen Heilungsprozess. Viele Frauen haben jetzt Zweifel in Bezug auf ihren Körper. Suche Dir Menschen mit ganzheitlichem Fachwissen, die Dich jetzt auf der körperlichen Ebene unterstützen und aufbauen. Ich selbst empfehle die traditionelle chinesische Medizin. Es gibt wenige Heil-Ansätze, die so gezielt auf die Individualität von uns Frauen eingehen können.
6. Aktiv Schritte zur Heilung setzen
Um die Fehlgeburt zu verarbeiten, braucht es Deine Eigeninitiative. Es geht jetzt darum, in Deine ureigene Kraft zu kommen. Und das mehr, als Du es vor dem Verlust Deines Kindes warst. Suche aktiv nach dem, was Dir guttun. Gestalte Deinen Alletag so, dass er Dir Kraft gibt. Tue Dinge, die Dir Freude bereiten. Verändere die Dinge und Umstände, die jetzt ausgedient haben. Komm Du ins Leben!
7. Beim bestehenden Kinderwunsch behutsam vorgehen
Wenn du wieder schwanger werden möchtest, empfehle ich eine gute Vorbereitung. Gib Dir und Deinem Körper ausreichend Zeit. Wenn möglich, gib Dir die Zeit, die es auch benötigt hätte, wenn Dein Kind leben würde. Suche Dir ganzheitliche körperliche Unterstützung. Und sei gewappnet, dass eine neue Schwangerschaft Gefühle, Ängste und Erinnerungen bei dir auslöst – das ist normal. Wenn noch nicht geschehen, ist jetzt der Zeitpunkt, um das Erlebnis zu verarbeiten und Dein Kind zu verabschieden.
Gehe behutsam mit Dir um und voller Zuversicht voran – Birgit